3./4. Februar 1858

3. Februar 1858. Am Morgen blieb Mama wieder länger im Bett u. ich benüzte unterdessen die Zeit zum lesen u. schreiben. Nachher arbeiteten wir beide zusammen bis nach 11 Uhr u. ich ging dann noch zu Elise u. Cecile Escher. Letztere sagte mir wieder ganz bestimmt daß H. M. A. M. gewiß nicht bekomme. Wir waren aber eben am besten dran, als uns Nanny unterbrach, u. ich nicht mehr mit ihr reden konnte. (…)

4. Februara 1858. (…) Ich arbeitete nachher, H. Prf. kam u. sagte wenn ich wieder Schmerzen habe, solle ich einmal schröpfen. Vor dem Essen wollte ich noch zu Frau Meiß, wurde aber durch Amalie Muralt abgehalten, die mich besuchte. Sie war sehr guter Laune, auch sie weiß v. F. M. u. sagte mir bestimmt Herr Mays werden ihn nicht nehmen, wegen seiner Gesundheit. Doch verstand sie gut daß mich die ganze Sache aufgeregt u. sehr enttäuscht hat. (…)


Herr Professor wird hier zwar nicht zum ersten mal erwähnt, aber an diesem Tag kommt er wegen Deiner Gesundheit. Es handelt sich beim Herr Professor um den Chriurgen Heinrich Locher (1800-1865). Herr Professor ist Euer Familienarzt und es vergeht kaum eine Woche, in der er nicht für einen Hausbesuch vorbei kommt. Sehr wichtig wird er insbesondere während Deiner Krankheitsjahre in den Tagebüchern 9 und 11.

Hier wird das Thema von Conrad Ferdinand Meyers Gesundheit explizit angesprochen. Er selbst war schon wegen seiner wohl bekannten Depression in Nervenheilanstalten (z.B. 1852 in Préfargier am Neuenburgersee). Seine Mutter nahm sich 1856 das Leben, ebenso wie viele Jahre später seine Tochter.

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