7. Februar 1858
Am Morgen ging ich in den Fraumünster, wo die Predigt über das kananäische Weib sehr schön war. Nach der Kirche sah ich H. M., der freundlich grüßte und viele alten Erinnerungen wieder in mir weckte. Aber ach wie habe ich mich in ihm getäuscht und kann es doch fast nicht glauben! (...) Beim Essen sagte mir Cecile, sie müsse mir dann etwas sagen, was war es aber als: H. M. sei in der englischen Gesellschaft so lustig gewesen. Es kränkte mich recht im Herzen u. machte mich traurig, daß sie meine Gefühle nicht besser versteht. Ach wie täuscht man sich in allen Menschen. Um 4 Uhr gingen dann alle fort, Mama wieder in d. Zeltweg, u. ließen mich mit den Kindern etwas trübselig u. in langer Erwartung zurück. Die Kinder blieben bis 6 Uhr, ich las dann noch bis 7 Uhr und ging v. d. Gespielen noch in d. Zeltweg, wo es hieß, Elise habe ein Bübli. Ich sah beide einen Augenblick wurde aber etwas betrübt, als sie mir gleich sagte, Nanny Stockar sei die Gotte. O wie wenig liebt man mich.
An diesem Tag kommt das dritte Kind Deiner Schwester Elise zur Welt: Friedrich Martin Schindler (1858-1927).