21./22. November 1857.

21. November 1857.  (...) Um 6 Uhr begleitete mich Papa in die Vorlesung v. H. Cherbuliez, die ziemlich intressant, aber schon um 7 Uhr aus war. Nachher arbeitete ich noch und wir hatten einen recht heimlichen Abend zusammen, für den ich Dir o lieber Heiland sehr danke! (...) 

22. November 1857. Am Morgen ging ich in den Fraumünster, wo die Predigt über Verschwendung und Geiz sehr schön war, besonders das Lied: Befiehl Du Deine Wege! war herrlich. Nach der Kirche ging ich gleich heim u. hatte bis zum Essen genug zu thun, obschon ich um Mama nicht zu hindern gar nicht in die Küche ging. Es war mir aber recht trübselig und schwer ums Herz, ich hätte am liebsten allein sein mögen. Die Kinder kamen Nachmittags, Mama u. Nanny spielten, aber die Karlsbadermusik machte mich traurig, später gingen die andern fort, und ich blieb mit Mama allein, las zuerst, und schrieb dann noch.


Du besuchst ab und zu Vorlesungen an der Universität, wie hier die Vorlesung des Ordinarius für Nationalökonomie, Antoine-Elisée Cherbuliez (1797-1869). Ein Studium ist für Dich jedoch wohl nie in Frage gekommen. Viel später werden wir erfahren, dass es Dich reute, nicht mehr gelernt zu haben (Verweis folgt).

Die Fraumünster-Kirche ist Dein bevorzugtes Gotteshaus. Euer Haus, das Kronenthor, steht an der Ecke Seilergraben Neumarkt, das Fraumünster ennet der Münsterbrücke. Die Karte stammt aus dem Jahr 1850 und zeigt die Stadt Zürich ungefähr zur Zeit Deiner Tagebucheinträge.

Stadt Zürich um 1850, Staatsarchiv Zürich.

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23. November 1857