25. November 1857
Am Morgen las ich zuerst für mich u. schrieb u. arbeitete bis zum Essen. Nach Tische zog ich mich gleich an, um Besuche zu machen, u. ging zuerst zu Frau Rüsch, dann zu Frau v. Planta, in den Kreuzbühl und zu Betsy, um sie auf Montag einzuladen. An allen Orten wurde ich gut empfangen, u. bemühte mich recht artig zu sein. Zu Hause blieb ich dann noch bei Mama bis ½ 7 Uhr und fuhr dann mit Elise ins Windegg, wo die Gespielen bei Emma Zimmermann eingeladen waren. Wir hatten ein gutes Abendessen und später als die Herren noch kamen, ein sehr schönes Nachtessen. Mit Herrn Pfarrer kam ich gar nicht zu reden, da er den ganzer Abend weit von mir saß, doch war er artig, und wir Alle recht vergnügt. Nanny Stockar erzählte mir viel v. Frau Bodmer. Wie es scheint habe sie doch Freude, daß ich zweimahl zu ihr kam. Erst um 12 Uhr gingen wir heim.
Betsy Meyer ist die Schwester von Conrad Ferdinand Meyer und gut mit Dir befreundet. Sie wird immer wieder vorkommen in Deinen Tagebüchern. Ihr sprecht über die liebe Jungfer Escher, die Du hier d.l.J.Escher abkürzt. Du schlägst ihre Einladung aus wegen Felicie - der Name taucht ab und zu in Deinen Tagebüchern auf, jedoch nie mit nützlichen Informationen, aufgrund derer ich nachvollziehen könnte, um wen es sich handelt. Betsy Meyer wohnt in jener Zeit mit ihrem berühmten Bruder zusammen, die beiden unternehmen auch gemeinsame Reisen und sie unterstützt Conrad Ferdinand Meyer unter anderem mit Sekretariatsarbeiten.