4. März 1858
(…) Nachmittags fuhr ich in die Arbeitsschule, sah nach J. Steppacher, welche sich am Montag mit Hr. Steiner v. Leipzig verheirat hat, u. die sehr artig ist. In der Schule ging es gut, nachher war es bald Zeit mich anzuziehen, da ich um 7 Uhr zu Cecile Escher mußte. Ich zog mein neues blauseidenes Karlsbaderkleid an, u. blieb bis um 9 Uhr bei Cecile. S. Schindler holte mich ab, u. wir fuhren zu Frau Vogel, wo alles in schönen Toiletten versammelt, schon tanzte. Ich saß neben Amalie, tanzte zuerst mit Robert, dann mit H. M., der auch da war, aber sehr übel aussah. Ich redete allerlei mit ihm, kam dann aber nachher nicht mehr mit ihm zusammen, da er alle seine Aufmerksamkeit in Abwesenheit v. Anna May, Frau Muralt zuwandte. Der arme Mensch, wie ist er so verblendet. Ich tanzte im Ganzen vielleicht 6 Mahl u. war recht vergnügt u. mit Jedermann freundlich. Das Essen war artig, bald fuhren wir dann aber heim, d. S. Schindler nicht länger bleiben wollte.
Die junge Suzette Schindler, Originalfoto im Staatsarchiv des Kantons Zürich
Hier lernen wir die “Party-Pauline” kennen, die sich hübsch anzieht und vergnügliche Stunden an einem gesellschaftlichen Anlass bei Cecile Escher verbringt. Auch wenn die Sache mit Conrad Ferdinand Meyer noch nicht ganz ausgestanden ist, liest sich diese Passage so, als würdest Du Dich durchaus rundum wohlfühlen an diesem Fest. Suzette Schindler (1831-1919) ist die Schwester Deines Schwagers Caspar Schindler, die wie Du unverheiratet bleibt.
Wie sich die Illustratorin und Comic-Zeichnerin Kati Rickenbach diese Ballnacht vorstellt? Siehe unten.!

