3. - 5. September 1858

3. September 1858: Am Mogen sehr früh auf Betheli ankleiden, Obst bereit machen Hühner füttern dann mit Papa in die Stadt fahren. Jch ging gleich in den Zeltweg, wo man mich sehr ernst empfing, da Märteli eine schlechte Nacht gehabt. Süsettli Schindler kam auch u. wir machten zusammen unsere Einrichtungen auf Nachmittags. Als ich um 10 Uhr nach Hause kam, fand ich Mama in großer Angst, da sie gehört, der Kleine sei (unklar). Ich beruhigte sie so gut als möglich, u. wir hatten bis zum Essen dann noch sehr viel zu thun. Betheli ging bis zum Essen ins Bett, Nachmittags fuhr Mama um 1/2 3 in den Zeltweg u. ich mit Betheli in den Kreuzbühl, wo die alte Großmama Freude hatte, das Kind zu sehen. Um 2 Uhr gingen wir dann zum Pavillon, arrangierten dort die Überraschung und erwarteten Elise. Begreiflicherweise gab es dann Thränen als sie das kranke Kind sah, von dem sie gar nichts gewußt, und ihr Wiederkommen war gar nicht freudig. Wir blieben bis gegen Abend dort, u. Gottlob ging es Märteli ordentlich. Betheli wollte nicht im Pavillon bleiben, sondern kam sehr gern wieder mit uns in den Engenweg, worüber auch Elise sehr froh ist. Abends waren wir dann noch heimlich beisammen.  

4. September 1858: Am Morgen lernte ich zuerst wieder mit Betheli u. erzählte ihr biblische Geschichten. Dann mußte ich in die Stadt zu Elise, wo es dem Bübli nicht so gut geht, sie gab mir (unklar) von Hard. Nachmittags fuhr Mama in die Stadt u. ich blieb d. ganzen Nachmittag mit Betheli im Garten, wo es spielte. Frau v. Türkheim v. Schultheß kamen aber erst spät Mama mit sehr schlechtem Bericht v. d. lieben Märteli den sie ganz auf gibt. Jch wußte gar nicht wie ich sie den Abend trösten sollte. O mein Heiland, mache nur Alles nach Deinem Willen.

5. September 1858: Am Morgen fuhren wir mit bangem Herzen in die Kirche, wo die Predigt über Jonas sehr schön war. Jch konnte recht zuversichtlich dem lieben Heiland alle meine Sorgen übergeben, u. welche Freude, als wir in den Zeltweg kamen, fanden wir Märteli recht ordentlich u. hoffentlich auf d. Besserung. Wir freuten uns sehr darüber, u. ich dankte Dan lieben Gott von ganzem Herzen für Seine große Güte! Jch mußte dan̄ noch wegen Frau Pestaluz z. Frau Appenzeller, nachher heim, um Betheli anzukleiden. Zum Essen kam H. Stockar allein, Nachmittags wollten wir fahren, es gab aber ein Gewitter, u. wir lasen anstatt dessen z. Hause, Betheli war recht artig, doch gingen wir Abends sehr müde zu Bett!  

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30. August - 2. September 1858

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6. - 13. September 1858