10. August 1859

Am Morgen waren wir ziemlich früh auf, u. ich hatte in meinem Bette noch recht gut geschlafen u. v. Frau Favarger geträumt. Nachdem wir fertig eingepackt, spazierten wir zuerst auf d. Terrasse u. dann bis an d. großen Rank. Nachher genossen wir noch ein herrliches Frühstück, u. gaben dann allen unsern Leuten die Trinkgelder, mit denen sie zufrieden schienen. Die junge  Appenzellerinn gab mir ihre Adresse, da ich wenn ich Leben u. Gelegenheit habe, gern einmal Frau Favarger in Pfäffers besuchen u. bei ihr nachfragen würde, ob sie da sei. Nachdem wir noch einen letzten Blick in unser Zimmer geworfen, gingen wir hinab, u. F. u. Frau Direktor begleiteten uns, sonst gar Niemand Um 8 Uhr gings fort, u. noch oft sahen wir mit Dank in d. stille kühle Schlucht hinab, bis wir dann in Ragatz ankamen, wo wir im Bahnhof lange Zeit warten mußten. Viele Fremde stiegen mit uns ein, (sach müth izu Baoben-unklar). u. artige Genfer, mit denen wir Bekanntschaft machten. In Altstätten verließ uns Herr Naville mit Frau oder Tochter, die sehr artig u. sanft schien, u. wir blieben allein bis St. Gallen, wo uns Papa erwartete. Die fahrt durchs Rheinthal ist nett, die Appenzeller Berge so schön. Sind F‘s wohl noch dort? Am Bodensee hatten wir große Lust, noch nach Deutschland zu gehen, wo der Himmel so prächtig schien. Jn St. Gallen erwartete uns der liebe Papa gesund u. fröhlich, Gott sei Dank, mit ihm stiegen aber noch junge Leute ein, die im Anfang widrig schienen, mit einem Knaben, die Frau wurde aber nach u. nach artig, u. zeigte sich als recht gemüthliche Neuchatelerinn, Schwägerinn der Niece Dus Pasquier v. Frau Favarger, u. auch mit ihr bekannt. Sie rühmte sehr ihre Liebenswürdigkeit u. Güte u. versprach sie v. uns zu grüßen. Diese Frau erzählte uns sehr viel v. St. Moritz, wo es so herrlich sei, auch v. Neuchatel u. ihren Einkünften, und ich gab ihr dann die Adresse v. (Bramis-unklar) in Zürich für eine (Pugge-unklar). Sie wird aber nicht in Zürich übernachten. Jn Winterthur verließen sie uns, um nach Schaffhausen zu gehen, u. kamen noch an unsern Wagen, um uns zu grüßen u. winkten uns freundlich. Als wir uns der Stadt Zürich näherten, fing es an zu regnen, u. wir kamen im Regen in den Engenweg, wo uns Gott Lob Alles wohl erwartete. Die Kinder waren sehr artig, u. ich nehme mir vor, Ihnen mit Gottes Hülfe eine gute Tante zu sein. Wir tranken bald den Thee, u. sie blieben his gegen 7 Uhr. Dann erst fingen wir an auszupacken, u. wurden den Abend durch noch recht müde, hatten aber ein heimeliges Nachtessen. (...)

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9. August 1859