19. April 1858
19. Am Morgen war ich früh u. konnte mit Ruhe meinen Tag dem Herrn anbefehlen. Um 9 Uhr fuhr ich ins Examen in Unterstraß. Mama hat die Wäsche gezählt. Jch ging dann über den Engenweg zurück u. bei J. Nüschelers vorbei, der es ordentlich geht. Auch mit Papa geht es wieder besser, so daß er Nachmittags aufstehen kann. Jch ging dann in den Foral, wo aber M. Escher nicht kam. Sonst war es recht herrlich. Nachher besuchten ich noch Frau Schmid an der (unklar) u. Abends waren wir daheim! Ich las die Elisabeth fertig, was mich nun fast ein wenig reut, denn es ist doch ein liebes Buch. Jch habe das Lied so gern: Aus tiefer Noth! nach 4 Uhr ging ich noch zu Frau Schultheß, da mir H. Kölliker hatte abschlagen lassen. Jch traf sie allein, u. nun schon wieder verschlossener u. weniger lebend als das letzte Mahl sie redete aber doch allerlei, u. klagte sich selbst so sehr über ihr hartes Herz an. O mein Heiland, mache Du es reich, denn Dir ist ja Alles möglich. Gib ihr Du Deine Nähe zu merken, u. schaffe in ihr den Frieden, den sie sich mit allen Sorgen u. Suchen nicht machen kann. Gib Du mir ihr Vertrauen, u. laß uns immer mehr in Dir verbünden werden. Jch sagte ihr dann auch wie schlecht es mit mir bestellt sei, u. wie ich mich im Gegentheil von ihr gar nie von den Menschen los machen könne. Jch sagte ich wollte ihr dann einmal den Grund, meines Kummers von diesem Winter u. meine schweren Erfahrungen mittheilen. Nachher redeten wir noch von den Zähnen, u. beim fortgehen sagte sie mir noch, ihre Mama frage jedes Mahl ob ich nicht auch einmal zu ihr komme. Es freut mich recht u. ich werde auch bald hingehen. Es war schon nach 6 Uhr als ich in den Engenweg kam, wo Mama mit Hr. Stockars war. Vergnügt fuhren wir dann heim v. fanden dort Papa, dem sein Ausgang nichts gethan hat.
Wäsche zählen - eine Haushaltstätigkeit, die heute wohl niemand mehr regelmässig macht…