21. / 28. / 29. April 1958
21. Am Morgen früh kam Mama in mein Zimmer um mir zu sagen, daß Papa vor Schmerzen die ganze Nacht nicht geschlafen habe. Sein Fuß fließt nun, doch schickten wir nicht zum Doktor. Jch las doch in der Stille u. bat Gott um Kraft, was auch komme zu tragen. Jch war am Morgen ziemlich oft bei ihm, er hatte aber starke Schmerzen. Nachmittags war er sehr aufgeregt u. wollte immer aufstehen, u. gehen Abend kam es so arg daß wir sehr er schraken u. nochmals z. Hr. Professor schickten. Wir hatten zugleich Sun̅ete gehabt, u. ich war bei Kölliker gewesen, so daß wir fast nicht wußten, wo helfen. Er hat jetzt gar so starkes Fieber, und quält sich immer mit Krämen die er uns kaufen sollte. Wir waren sehr in Angst, u. freuten uns dan̄ so sehr, als Herr Prof. sagte, es sei doch nur ein Eiterfieber, aber Geduld müsse man haben. H. Schindles u. Hr Stockars kamen noch, es ging aber später besser, u. wir konnten mit ziemlich ruhigem Herzen zu Bette gehen. O mein Heiland trage Du Dein Schwaches Kind u. last Du mich immer mehr Deine Nähe fühlen.
28. Ganz gegen Erwarten war das Wetter am Morgen prächtig, ich stand sehr früh auf, las u. betete u. machte mich dann bereit um J. Stokers u. H. Schindles abzuholen. Um 7 Uhr stiegen wir ins Dampfschiff u. hatten eine sehr schöne Fahrt nach Rapperswyl, wo wir um 11 Uhr anlangten u. bis zum Essen spazierten. J. Düby war recht artig, Herr D. war nicht mit uns. Das Essen im Pfauen war recht gut, einfach aber gut gekocht, u. wir waren bis gegen 3 Uhr recht vergnügt, dann bestiegen wir wieder das Dampfschiff u. kamen nach 5 Uhr in Zürich an. Jch ging gleich heim, u. fand daß es Papa nicht so gut ging. Herr Professor kam dann aber u. beruhigte uns noch. Abends war es dann recht herrlich beisammen zu sein.
29. Am Morgen zuerst für mich lesen, heute ist das Universitätsfest, wir putzten den Geschirrkasten, nachher arbeitete ich. Jch fuhr nach dem Essen in den Schönenberg, von wo man mir winkte. Wie habe ich sie doch alle so lieb! Um 1/2 4 Uhr kam Nany u. Elise und mich zu Cecile Escher auf die Waid abzuholen. J. Düby v. Herr Besingens (unklar) waren recht artig, wir spazierten weit, u. kamen erst gegen 8 Uhr heim. Nachts war noch ein Fackelzug beim Casino.