14. April 1858
14. Am Morgen war ich wieder ziemlich früh u. las und betete ehe ich aus meinen Zimmer ging. O wie herrlich kann man sich dann̄ für den ganzen Tag stärken. Mama ging wieder in die Schulen; u. ich machte unterdessen den Samtkragen in Ordnung u. fuhr dann nach 11 Uhr noch in der Engenweg, um zwei welsche Hühner zu setzen. Es war sehr schön dort, u. ich freue mich recht darauf, wieder hinzugehen. Nachmittags war ich bis nach 4 Uhr zu Hause, A. Nüscheler kam u. später ging ich in den Felsenhof, wo mich J. Escher erwartete. Sie empfing mich sehr freundlich u. lieb mich, u. wir redeten gleich v. H. M. Sie erzählte mir, daß Anna ihn sehr gern gehabt hätte und daß sie selbst mit Frau Mousson darüber gesprochen, u. ihr gesagt habe, sie wisse Alles von mir, es habe mir auch recht Mühe gemacht. Mathilde entschuldigt ihn ganz u. sagt mir, ich solle mich nur nie über die Schwäche der menschlichen Herren verwundern! Auch sie habe lernen müssen, sich darüber hinwegzusetzen. Doch solle ich mich auch durch diese Erfahrung nicht bitter stimmen lassen. Jch erzählte ihr Alles noch von früher, dann̄ redeten wir v (unklar) und Conrad u. von Verein, u. von Frau Schulthess u. ihrer Trauer, wie es so wohl thut eine wahre Trauer zu sehen, heutzutage wo man sich so leicht tröste. Sie bat mich dann̄ noch ihr einen Spruch für Jemand zu schreiben, was ich mit Freuden thun werde. Sie küßte mich dann̄ noch recht herzlich beim Fortgehen, und wir trennten uns mit rechter Freude. (...)