16. - 17. September 1858
16. September 1858: Betheli freut sich noch einen Tag bei uns bleiben zu können, wir lernten am Morgen zusammen das Unser Vater, während Mama in der Stadt war, u ich erzählte ihr noch viel v. lieben Heiland, was sie immer sehr gern hört. Beim Anblick seines Kreuzes wird sie immer ganz gerührt. Dann thaten wir sie bald ins Bett, u. hatten mit Vorbereitungen für den Abend zu thun, wo Herr v. Türkheims kommen. Auch Nachmittags zu thun. Dann kleidete ich Betheli in sein weisses Röcklein, u nachher mich. Das Kind war sehr gut u artig, hielt sich aber immer an mich, u. ich that es den auch noch zu Bette. Ich darf gar nicht an morgen denken. Mit der Gesellschaft ging es ganz gut. H. u. Frau Schulthess mit d. Töchtern, u. Herr u. Frau v. Türkheim mit 2 Kindern kamen, u. waren recht artig, ich habe doch Frau v. Türkheim immer sehr gern. Zum letzten Mahl schlief ich dann bei Betheli aber Mama erlaubt, daß es bald wieder kommt!
17. September 1858: Es war mir am Mogen sehr traurig, das liebe Kind zum letzten Mahl aufzunehmen, u. ich konnte nur weinen. Betheli war aber ganz mun- ter u. fügte sich geduldig in das Unvermeidliche. Ich musste ihm versprechen, nicht zu weinen. Wir hatten einen traurigen Morgen u. sehr viel zu thun, das Kind schlief in meinem Zim̄er zum letzen Mal u. ich konnte es fast nicht ankleiden. Es war so gern bei uns, und immer mit allem zufrieden. Auch hat es so ein gutes Herzchen. O mein Heiland, leitete du es, u. mache es recht gut u. fromm. Nach 2 Uhr kam die Kutsche, wir stiegen ein, da alles schon gepackt war. Betheli blieb beim Abschied vergnügt, u. erst als ich im Pavillon, von ihr fort mußte, fing sie sehr an zu weinen, so daß sie Elise zu Nanny schicken mußte. Daß auch ich bebrübt war versteht sich, ich schämte mich fast im Verein mit den verweinten Augen. Jch ging zuerst mit Nanny heim, Abends mussten wir in den Letten zu Junkers, Elise sagte mir Betheli weine und möchte wieder in den Engenweg. Auch mir war es Nachts ganz einsam.