27. Juli 1859
Am Morgen waren wir beide ziemlich früh beim Brunnen, wo wir (nachträglich eingeschobene Zeile) ich schickte Frau Favarger ein aritges Bouquet. noch mit P. (Sanod-unklar) spazierten. Beim Frühstück, waren wir wieder herrlich beisammen, u. redeten nachher noch mit F. F. recht lange. Sie kam dann mit uns, u. wir blieben noch draußen in den Gängen. Jn unsrem Zimmer las ich zuerst, und arbeitete nachher. Doktor Kaiser kam, war aber wieder sehr unangenehm. Nachher ging Mama ins Bad, u. ich geschwind zu Frau F. um die Jllustrationen zurückzubringen. Ich unterbrach sie am Briefelesen, u. blieb daher nicht sehr lange; sie fragte mich, woher auch Mama's Krankheit gekommen sei u.s.f. Von Vergissmeinnicht hatte ich noch nicht den Muth etwas zu sagen, doch hoffe ich es noch thun zu können. Beim Mittagessen trafen wir uns wieder, u. spazierten nachher ziemlich lang im Gang. Sie werden Morgen 8 Uhr verreisen u. Her F. lud mich ein heute noch mit ihm nach Ragatz zu kommen, was ich dann noch annahm, da es ja das letzte Mahl ist. Nachmittags schrieb ich lange, morgen werden unsere Leute kommen, wenn nun die andern nicht fortgehen, es thut mir gar zu leid! Frau F. hat mir heute morgen gesagt, ob ich nicht einmal für einige Tage zu ihnen kommen wollte, es würde sie sehr freuer, u. mich natürlich auch. Bis um 4 Uhr arbeitete ich dann im Zimmer, und nachher kam Herr Favarger, um mich zu u. Spaziergang abzuholen. Wir gingen wieder den Berg hinauf nach Valens, von dort aber rechts, längst dem Berge hin, durch schöne grüne Wiesen zuerst, später aber berg auf und abwärts. Herr Favarger war wieder sehr gut u. artig gegen mich, erzählte mir zuerst viel von Gemälden in Wien, an die ich mich aber gar nicht mehr erinnerte, dann von Spanien und den prächtigen Gemälden und von Amerika u. der Höflichkeit, die man dort den Frauen erweise. Später erzählte er mir dann von d. vielen wohlthätigen Neuenburgern, u. dann kam er auf die genüßlichen Ereignisse. Voyez Madomoisille, nous avons souffert (bieuiges Emeus-unklar) On n’eu avait pas d’idée dans les autres cantons, mais à présent c’est fini, il n’y a plus de remède. Néanmois chacun consacre son opinion dans son (evenret-unklar) nous y resterony fidèles! Er erzählte mir dann von den armen Leuten allen, wie sie so ungerecht behandelt, und aus (Rahe rinniert-unklar) worden seien. Armen Künstlern habe man das ganze Hausvoll Militär gegeben, aber nie hätten sie sich beklagt, sie hätten geduldig alles gelitten. Auch v. Herrn v. (Maoals-unklar) redete er, die sich jetzt mit ihren Söhnen in Zürich aufhalten. So oft er dann eine artige Blume sah, zeigte er mir sie mit seinem Stocke, u. ich holte sie dann. Der Weg geht dann gegen Ragatz sehr steil hinunter u. wir konnten oft fast nicht vorwärts kommen, dann gab er mir immer die Hand u. führte mich Auch wenn ich ein Wort nicht wußte, durfte ich ihn immer fragen, und er half mir stets nach, wenn ich an etwas anstieß. Unten am Berge gingen wir dann durchs Dorf Ragatz, u. da Herr Favarger in d. Lohnhof mußte, fragte er, ob ich ihn lieber erwarten wolle. Ich zog aber vor mit ihm zu gehen und so liefen wir denn recht geschwind, um die Frau, welche uns abzuholen versprochen hatte, nicht zu lange warten zu lassen. Er wollte mir dann durchaus meinen Mantel tragen, was ich aber nicht erlauben wollte, und erst, als er mich ganz wehmüthig darum bat, ihm endlich zugestand. Unten am Berg aber zog ich ihn dann an, um ihn abzunehmen, u. wir marschierten dann, nachdem er noch Bekannte aus Deutschland angetroffen, schnell unserer Schlucht zu. Noch nie bin ich mit Jemand so leicht u. gern spaziert. Immer konnten wir im Schritt gehen, u. dazu hatte ich eine so herrliche Unterhaltung. Etwas über die Hälfte Wegs, noch dem hölzerne Gebäude, trafen wir dann auf einer Bank Mama u. Frau Favarger. Sie reisen nun also bestimmt morgen ab, und für einige Zeit nach Gais, was uns sehr leid thut, wir redeten auf dem Rückweg noch vielerlei, ich bat Frau F. ob sie nicht ihren Namen in mein Büchli schreiben wolle, was sie gern thut, dann sagte sie mir, ich müsse einmal zu ihnen kommen, sie werde mich dann ganz einfach, wie eine Verwandte aufnehmen, was mir natürlich große Freude machen würde. Dann redete sie v. ihrem Leben, wie sie sich nun der Hausgeschäfte nicht mehr gewohnt sei, da sie immer reisen müsse; wie sie wohl gern reise, aber doch oft sehr dadurch ermüdet werde, u. wie es so herrlich sei auch ein chez-Soi zu haben dann redeten wir noch v. unsern Geschäften, v. unsern Einrichtungen u. von den Kleidern. Sie bewunderte Mama's Mantille u. sagte sie sei immer so gut angezogen, ob ich nicht auch meinen Rath gebe. Sie selbst habe so wenig Freude an der (Taibette-unklar), ihre Schwester tadle sie immer sie sei nicht gut angezogen. Ich sagte ihr aber das sei ja gar nicht möglich, für mich werde sie immer ein Ideal bleiben! Sie sagte aber, da sollte ich nur Herrn F. hören, er sei sehr (makt-unklar) u. gar nicht nur mit ihr zufrieden, u. sie fühle selbst, daß sie oft de mauvaise humeur u. angegriffen sei. Schon hatte es z. Essen geläutet als wir hinauf kamen; ich (solbe-unklar) schnell noch mein Büchli, und dann aßen, wir unsre Suppe. Nach dem Nachtessen standen wir bald auf, u. gingen noch um Gute Nacht zu sagen. Herr F. nahm uns unsre Tagblätter u. ich gab mein Büchli. Im Zimmer lagen dann aber noch die englischen Illustrationen u. ich wartete bis Frau F. hinauf kam. Sie sagte uns dann noch freundlich gute Nacht, u. sie hoffe uns am Morgen jedenfalls noch zu sehen. Ich schlief, in der Nacht ziemlich gut, doch betrübte mich sehr d. Gedanke d. Abreise.