16. Juli 1858
16. Um 10 Uhr fuhr ich mit Mama in d. Stadt, u. besuchte Frau Lullin, während sie in d. Zeltweg ging. Frau L. sagte mir, sie wolle heute Abend zu mir kommen, ich beeilte mich deßhalb, bald heimzukommen, um auf der Abend alles z. bereiten. Nachmitgs ging ich zu (unklar) in d. Verein, wo es aber nicht sehr herrlich war, obschon Math. Escher da war. Nächste Woche gehen wir nicht zusammen. Nach dem Verein holte ich Frau Lullin in der Kutsche ab, sie war recht artig, u. viel bescheidener als früher, auch gegen Mama u. Elise sehr freundlich. Leider blieb sie nur bis 5 Uhr, was mir sehr Leid that, da ich so gern einmal ernstlich über Vieles mit ihr gesprochen hatte. Jch bereue sehr, wenn sie so bald wieder fort geht, habe sie aber aufs Neue lieben gelernt. Wir sassen nachher noch im Garten, waren aber beide sehr müde! heute vor einem Jahr sind wir in Karlsbad angelangt, u. wie wird es wohl heute in einem Jahr sein? O mein Heiland mache alles gut!
Die Postkarte ist nicht datiert, aber an der Bekleidung kann man sehen, dass das Bild erst in den 1920-er Jahren entstanden ist. Das Gebäude mit der Säulenkolonade, das heute Mühlenkolonade genannt wird, beeindruckte zweifellos auch die Gäste der 1850-er Jahre.
Ansicht Karlsbad mit Kurgästen am Mühlbrunnen. Original-Fotografie aus dem Verlag Brück und Sohn Meissen.